Seit dem 17. Dezember 2020 steht fest, dass Tai-Chi Chuan fester Bestandteil der repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Vereinten Nationen ist. Damit ist Tai-Chi Chuan eine von 35 lebendigen Traditionen, die neu in die Liste aufgenommen wurde.
Was ist Tai-Chi Chuan?
Die Bezeichnung kommt aus dem Chinesischen, wo Chuan Faust bedeutet. Im übertragenen Sinn steht dieser Begriff auch für Kampfkunst. Tai-Chi Kampfkunst ist ein weiterer Begriff dafür. In erster Linie geht es bei diesen beiden Begriffen um das Yin-Yang-Prinzip. Im daoistischen Sinne steht Tai-Chi gleichzeitig für das höchste Wirkprinzip im Kosmos, dem ständigen Wechselspiel zwischen gegensätzlichen Polen. Bevor sich dieser Begriff durchgesetzt hat, wurde Tai-Chi auch als „Baumwolle Faust“ oder „weiche Hand“ bezeichnet. Die Engländer haben den Begriff „Schattenboxen“ geprägt, weil sie den Sinn dieser Kampfkunst nicht nachvollziehen konnten.
Tai-Chi als Kampfkunst oder Selbstverteidigung
Tai-Chi galt schon immer als Kampfkunst. Viele Jahrhunderte lang wurden ausgebildete Tai-Chi Kämpfer gern als Leibwächter eingesetzt. Ihre Fähigkeit, Angreifer im Nahkampf unschädlich zu machen, war legendär. Noch heute sind die Anhänger der Meinung, dass Tai-Chi die beste Kampfkunst der Welt ist. Die Kritiker behaupten allerdings genau das Gegenteil. Die Ausbildung in der alten Tai-Chi-Kampfkunst dauerte wenigstens zehn Jahre. In dieser Zeit übten die Schüler nicht etwa besondere Schläge oder Würfe sondern lernten, ihren Körper zu beherrschen. Über den gesamten Zeitraum wurden lediglich neue Bewegungsprinzipien Unterricht. Das Training dauerte oft von einem Sonnenaufgang bis zum nächsten Sonnenaufgang.
Heute weiss man, dass gerade die langsamen Kampf Techniken hervorragend für die Gesundheit geeignet sind. Wer heute Tai-Chi Chuan System als Kampfkunst sich aneignen will, wird es schwer haben, einen Lehrer zu finden, der sich nur auf die Kampfkunst spezialisiert hat. Meistens wird bei Tai-Chi mehr Wert auf den Gesamtaspekt gelegt. Trotzdem sind die Schüler sehr gut in der Lage, sich mit ihren einstudierten Techniken zu verteidigen.
Übungen beim Tai-Chi traditionell
Bei dieser Kampfkunst geht es unter anderem um eine Aneinanderreihung von Figuren mit interessanten Namen. Der Begriff „Schöne Dame am Webstuhl“ zeigt schon, wie alt die Übungen sind. An ihrer Popularität haben sie bis heute nichts verloren. So hat zum Beispiel die bekannteste Variante, die Pekingform, allein 24 Figuren. Gemeinsam haben alle Figuren, dass sie in Zeitlupe durchgeführt werden. Heutzutage lernen die meisten Tai-Chi-Schüler nur noch eine Form mit ihren verschiedenen Figuren, die sie dann aber gründlich beherrschen. In jeder dieser Figuren ist eine Kampfanwendung versteckt. Tai-Chi ist mit all seinen Übungen der Kampf gegen einen imaginären Gegner. Genau aus diesem Grund wurde dieser Kampfsport von den Engländern als Schattenboxen gesehen.
Die Prinzipien der Tai-Chi-Kampfkunst
Laut einer Legende soll dem Begründer von Tai-Chi, Zhang Sanfeng, die Idee zu seiner Kampfkunst gekommen sein, als er einen scheinbar aussichtslosen Kampf zwischen Kranich und Schlange beobachtete. Während der Kranich immer wieder nach der Schlange pickte, wich diese mit geschickten Bewegungen dem Angreifer aus. Am Ende musste der Kranich aufgeben. Die Kampfprinzipien von Tai-Chi hören sich recht einfach an, sind aber erst nach langem Training zu schaffen.
Tai-Chi ist sehr komplex und beinhaltet alle Fähigkeiten, die Kampfsportler beherrschen sollten.
Dazu gehören:
– Fühlen
– Ausweichen
– Entwurzelung
– Explosivkraft
– Respektvoll entwickeln
Tiefe Entspannung durch Tai-Chi Chuan
Grundvoraussetzungen für das Erlernen dieser Kampfsportart sind die Fähigkeiten:
– nachzugehen
– loszulassen
– weich zu werden
Nur so kann aus den Bewegungen eine tiefe Entspannung entstehen. Strengt sich der Schüler zu sehr an, blockiert er damit seine Tai-Chi Chuan Fähigkeiten. Langsame Bewegungen sind bedeutend wirkungsvoller und zeigen gleichzeitig verborgene Fehler, die ansonsten von schnellen Bewegungen verdeckt werden.
Kampfkünste und Selbstverteidigung gehören im Angebot zusammen, verbunden mit Respekt und fleissigem Üben.
Kampfkunst, Martial Arts
Wenn Sie eine Kampfkunst erlernen, trainieren Sie Ihren Körper und Ihren Geist um zusammenzuarbeiten. Man wird körperlich fitter und lernt auch, sich besser zu konzentrieren und zu fokussieren. Kampfsport kann auch sehr gut für die Gesundheit sein, da er die Flexibilität und die kardiovaskuläre Fitness verbessert. Die Kampfkünste sind mehr als nur eine körperliche Disziplin, sie sind auch eine geistige und spirituelle Disziplin. Die Konzentration und der Fokus, die erforderlich sind um die Techniken auszuführen, helfen dabei, die Konzentration und den Fokus in allen Bereichen des Lebens zu verbessern.
Autor: P. Wymann